Laufseminar mit Olympiateilnehmer Philipp Pflieger

Der Abteilungsleitung Laufen-Triathlon der TG48 Schweinfurt ist es gelungen, einen der besten deutschen Marathonläufer nach Schweinfurt zu holen. Philipp Pflieger, Profiathlet und Olympiateilnehmer 2016 in Rio im Marathon, teilte seine persönlichen Erfahrungen aus vielen Jahren Leistungssport im Langstreckenlauf auf Bahn und Straße mit etwa vierzig interessierten Läufern und Triathleten der TG.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Katharina Scholl und David Kiesel startete der praktische Teil mit einer lockeren, neun Kilometer langen Einlaufrunde vom Lindenbrunnenweg nach Zell, über die Heeresstraße und die Haardt zurück zur TG. Dabei konnten viele schon mit Philipp Pflieger fachsimpeln, über die Rolle von Zugläufern, und wie es ist, wenn diese einer nach dem anderen aus dem Wettbewerb aussteigen…

Zurück auf dem Sportplatz leitete Philipp Pflieger die Übungen zur Aktivierung der Muskulatur und das sogenannte Lauf-ABC an, immer mit dem Blick auf die saubere Ausführung der Übungen. Bei den anschließenden Diagonalsprints über das Fußballfeld achtete er auf die Laufstile der Läuferinnen und Läufer bezüglich Kniehub, Oberkörperhaltung und Armarbeit.  Einige TGler hatten es schon richtig gut drauf, und da Philipp auch ausführlich auf trainingsspezifische Fragen der Übungsleiter einging, leistete er einen willkommenen Beitrag für eine weitere erfolgreiche sportliche Entwicklung der Abteilung!

Erholungspausen sind auch für Sportler wichtig, deshalb gab es nach einer schnellen Dusche einen kleinen Imbiss. Dabei stand Philipp Rede und Antwort zu Essgewohnheiten in den unterschiedlichen Phasen des Wettkampfjahres. Zum Beispiel ist es während der heißen Phase der Marathonvorbereitung teilweise nicht mehr möglich, die mehr als 4.000 kcal, die im Training verbraucht werden, mit Appetit aufzunehmen. Essen wird anstrengend!

Sehr spannend war der Theorieteil, in dem Philipp Pflieger unterhaltsam über seinen sportlichen Werdegang, Trainingsaspekte und Wettkampferlebnisse erzählte. Mehr als zwei Stunden vergingen wie im Fluge, in denen viel über sein Leben als Leistungssportler zu erfahren war, wie schwierig es ist, die Erfolge in der Jugend auch im Erwachsenenalter zu erzielen, wenn sich Fortschritte nur noch langsam und nur durch hartes, konsequent diszipliniertes Training einstellen, wie Verletzungen einen zurückwerfen und welchen starken eigenen Willen, verbunden mit der Unterstützung durch gute Freunde es bedarf, danach wieder zurückzukommen. Obwohl durchaus Vielläufer unter den Zuhörern waren, die Ultra-Marathons oder Langdistanzen im Triathlon bewältigt hatten, beeindruckten Philipp Pfliegers zweihundert Trainingskilometer pro Woche sehr, ein bisschen relativiert dadurch, dass Philipp als Profi meist zwei Trainingseinheiten pro Tag absolviert. Richtig amüsant war die lebhafte und humorvolle Schilderung der Episode beim Hamburg-Marathon 2018, als der auf dem Motorrad nebenherfahrende Reporter, deutlich hörbar für Philipp, die Fernsehzuschauer aufklärte, dass er genau nach dieser Wettkampfdauer beim Berlin Marathon zusammenbrach. Welch ein Ansporn! Er beendete diesen Hamburg Marathon übrigens als bester Nicht-Afrikaner in 2:13:39h!

Die TG-Sportler konnten viele Fragen an Philipp loswerden, holten sich Tipps für die eigene Trainingsgestaltung, wie zum Beispiel, dass der Long Run nicht einfach im ruhigen Tempo gelaufen werden soll, sondern mit schnellen Abschnitten zur Erarbeitung der Tempohärte, oder, für die Übungsleiter, welche Intervalllängen und besonders, dass kurze (!) Pausen sinnvoll sind, um das Training erfolgreich zu gestalten.

Sein Kindheitstraum an einer Olympiade teilzunehmen, ging 2016 in Rio in Erfüllung. Wenn die Verletzung, die ihn Anfang Oktober zum Abbruch des Berlin-Marathons zwang, rechtzeitig ausheilt, um eine entsprechende Marathonvorbereitung durchzuführen, möchte Philipp sich nochmals für Olympia qualifizieren, für 2020 in Tokio. Dafür wünschen die Teilnehmer der TG 48 dem sympathischen Athleten alles Gute.

Bei der Verabschiedung wurde Philipp Pflieger herzlich eingeladen, am MainCityRun am 17. Mai 2020 teilzunehmen und gerne auch den Streckenrekord von Hans Appel von 1:10:34 zu knacken.

Elke Huhn